Sängerbund hat schon 20 neue Stimmen.
Die Lieder der 70er Jahre kommen an im Projektchor. Auch wenn sie nicht ganz die Favoriten von Dirigentin Solveig Wagner sind.
„Wunder gibt es immer wieder“ - so heißt es in dem berühmten Schlager von Katja Ebstein. Und gerade scheint es, als erlebe der Sängerbund 1851 Vockenhausen, dass in dieser Textzeile ein gutes Quäntchen Wahrheit steckt. Der Projektchor, das neue „Baby“ des Gesangvereins, erfreut sich nämlich ungeahnter Beliebtheit. Rund 20 neue Sänger konnten bereits gewonnen werden. Das Erfolgsgeheimnis hinter dem kleinen Wunder ist findig und simpel zugleich: Gesungen werden weder moderne Popsongs, noch Lieder aus der traditionellen Chorliteratur. Sondern das, was viele kennen und gerne mögen: Schlager aus den 70er Jahren.
„Es wird super angenommen. Wir sind absolut begeistert“, freut sich Schriftführerin Katja Ludwig über die positive Resonanz. Eigentlich, sagt sie, sei die Idee nur geboren, weil sie einfach mal gerne „etwas anderes“ machen wollten. Dass der Einfall mit den Schlagern so gut ankommen würde, damit habe die Arbeitsgruppe, die das Konzept ausgearbeitet hat, nicht rechnen können. Zusammen mit den rund 45 Stammsängern der Vereinschöre kann das neue Schlagerensemble in Vockenhausen eine beachtliche Größe vorweisen.
»Wunder gibt es immer wieder«: Diesen und andere Hits studiert Solveig Wagner (r.) derzeit mit dem Sängerbund-Projektchor ein. Foto: Nietner
Stimmbildung
Für die Dirigenten Solveig Wagner und Christian Hauck ist es eine Herausforderung, die neuen und teilweise ungeübten Sänger in den Chor zu integrieren. Doch mit Hilfe klassischer Methoden wie der ausführlichen Stimmbildungseinheit zu Beginn der Proben, ihrer offen Art und viel Humor stemmen beide die Aufgabe mühelos. So gibt die Chefin des Frauenchors, Solveig Wagner, gerne auch mal Beispiele, wie ihre Schützlinge tunlichst nicht singen sollten und bringt damit die versammelte Mannschaft zum Lachen.
Zu dem Repertoire hat Solveig Wagner allerdings eher ein durchwachsenes Verhältnis. Hits von Peter Alexander wie „Die kleine Kneipe“, „Tränen lügen nicht“ von Michael Holm und „Butterfly“ von Danyel Gerard entsprechen, wie die gebürtige Hofheimerin durchschimmern lässt, nicht gerade ihrem persönlichen Musikgeschmack. Mit dem Chor übe sie die Ohrwürmer dennoch gerne ein, da die Sänger merklich Freunde an der Musik hätten, betont sie.
Die Atmosphäre bei den Proben ist - so empfinden es viele - ausgesprochen locker und entspannt. Dass die Lieder den meisten bekannt sind und sie vielleicht an die sprichwörtlichen guten alten Zeiten erinnern, trägt vermutlich dazu bei. Der Einstieg, so scheint es, ist gerade für neue Sänger leicht und die Hemmschwelle, den Chor einfach mal auszuprobieren, bei einem einmaligen Kostenbeitrag von 15 Euro gering. Da Interessierte auch keine Mitglieder werden müssen, dürfte der Projektchor auch Vereinsmuffel ansprechen. „Gleich wohlgefühlt“
„Nett aufgenommen“ und „gleich wohlgefühlt“ - dieses Lob kommt von Elke Heitz und Bärbel Vogel. Sie gehören zu den rund 15 neuen Sängerinnen und sind gerade deshalb auf den Projektchor neugierig geworden, weil hier Schlager gesungen werden. Übrigens: Auch, wenn die Lieder alle eingängig sind - dadurch, dass sie a cappella und drei- bis vierstimmig gesungen werden, sind sie durchaus anspruchsvoll. Was den Sängerbund besonders freut: Der Chor spricht eine große Zielgruppe an - zwischen 17 und Mitte 70.
Der Arbeitsgruppe war bei allem Enthusiasmus für das neue Vorhaben wichtig, dass der Projektchor nicht zu viel zusätzlichen Einsatz von allen Beteiligten erfordert. Deshalb laufe, so Sabine Kammer, das Ganze auch im Rahmen der normalen Proben. Bis Mitte November ziehen alle an einem Strang und versuchen, einen wahren Schlagertraum auf die Beine zu stellen. Am 16. November ist nämlich das Abschlusskonzert des Projektchores, das wohl passend zum 70er-Jahre- Thema nicht nur im musikalischen Sinne bunt und prächtig wird.
Wer Lust bekommen hat, der kann gerne noch beim Projektchor mitmachen: Die Frauen proben immer montags und die Männer donnerstags zwischen 20 und 21.30 Uhr in der Gaststätte „Zum Taunus“, Hauptstraße 89.
Von Melanie Taylor, Höchster Kreisblatt, Artikel vom 08.06.2013